Die Brennnessel ist die Futterpflanze für viele Raupen von heimischen Schmetterlingen – für manche von ihnen ist sie die ausschließlich einzige Nahrungsquelle.
Nicht nur unsere Gesundheit profitiert von der Nutzung der Brennnesseln. Auch die Konstitution unserer Haustiere bessert sich durch die Zufütterung von Brennnesseln.
Im Garten wirken die vielen wertvollen Inhaltsstoffe der Brennnesseln als Dünger und erhöhen die Widerstandskraft unserer Kulturpflanzen.

Bedeutung der Brennnessel für Tiere

Die Brennnessel als Schmetterlingsweide

Rechts im Bild ein eingerolltes Blatt in dem sich ein Insekt eine Behausung geschaffen hat. Das kleine geflügelte Insekt, das obenauf sitzt, wollte unbedingt mit auf das Foto, hat aber wohl nichts mit dem Bewohner darunter zu tun.

Für die Raupen von rund 40 Schmetterlingsarten sind Brennnesseln eine Futterpflanze.
Der Admiral, das Tagpfauenauge, das Landkärtchen, der Kleine Fuchs, die Brennnessel-Zünslereule, die Silbergraue Nessel-Höckereule und die Dunkelgraue Nessel-Höckereule sind sogar ganz auf die Brennnessel angewiesen.

Tagpfauenauge (fotografiert von Krzysztof Niewolny)

Weitere Schmetterlinge, deren Raupen an Brennnesseln vorkommen, sind unter anderen der Distelfalter, der C-Falter und mehrere Bärenspinner-Arten.

Wer aktiven Natur- und Umweltschutz betreiben möchte und einen Garten oder ein Grundstück besitzt, sollte unbedingt eine Ecke den Brennnesseln überlassen!

Die Brennnessel als Beifutter für Haustiere

Ludwig Fischer beschreibt in seinem interessanten Büchlein über die Brennnessel eine Szene aus seiner Kindheit, in der eine Bäuerin in den letzten Kriegsjahren des 2. Weltkriegs Gänseküken mit einer Mischung aus gehackten hartgekochten Eiern und Brennnesseln füttert.

Die Verwendung von Brennnesseln als Beifutter für Haustiere hat vermutlich eine ähnlich lange Geschichte wie ihre Verwendung als Heilpflanze für uns Menschen. Die reichlich vorhandenen Vitamine und Mineralstoffe stärken und kräftigen auch unsere Vierbeiner und Geflügel.

Für eine bessere Milchleistung bei Kühen ist das Anreichern des Futters mit getrocknetem Brennnessel-Laub empfohlen. 

Ganze oder gehackte Brennnesselblätter, unter das Futter von Küken, Ferkeln und Kälbern gemischt, sollen diese schneller wachsen lassen.
Hühner, die Brennnesseln fressen, haben intensiver gelbe Dotter.

In der biologischen Landwirtschaft gibt man Brennnesseln als ganze Pflanzen gern Hausschweinen als Beifutter. Sie sollen vor Durchfallerkrankungen schützen.

Pferdehändler haben früher ihren Pferden Brennnesselsamen unter den Hafer gemischt, damit sich die Tiere besser verkaufen liessen. Sie bekamen nach kurzer Zeit nicht nur ein dichtes, glänzendes Fell, sondern wurden auch „feurig“.

Verwendung der Brennnessel im Garten

Die Brennnesseln finden insbesondere im biologischen Gartenbau vielfältige Verwendung.
Sie dienen als Pflanzenstärkungsmittel, da sie durch die enthaltenen Mineralstoffe die damit versorgten Pflanzen stärken und sie so gegen den Befall mit beissenden wie saugenden Insekten, Pilzen und Viren widerstandsfähiger machen.

Die Mutter einer Freundin hat beim Setzen von Tomaten einige ganze Brennnesseln (ohne Wurzeln!) zuunterst in das Pflanzloch gelegt. Ein wunderbarer, einfacher Basis-Dünger. Seit einigen Jahren mache ich das auch so.

Ein starker Kaltwasserauszug (nur 24 Stunden angesetzt) kann unverdünnt als Läusebekämpfungsmittel sowie bei Pilzbefall eingesetzt werden. 

Als Nachbarschaftspflanzen sollen Brennnesseln den Gehalt von ätherischen Ölen in Heilkräutern erhöhen.

Für Lagergemüse sowie für Äpfel wird empfohlen sie auf Brennnesseln zu legen und mit Brennnesseln abzudecken. Grüne Tomaten reifen dann auch gut nach und halten sich länger.

Ein Brennnessel-Tee, mit etwas Ackerschachtelhalm dazu gemischt, kann als vorbeugende Stärkung auf Pflanzen gesprüht werden – gegen Stängelfäule, Pilzerkrankungen, Blattläuse und andere Schadinsekten.

Brennnesseljauche

Brennnesseljauche kann ohne grossen Aufwand selbst hergestellt werden.

Sie fördert Wachstum und Ertrag bei Gemüsen und Kräutern, regt das Blühen von Blumen an und stärkt Weinstöcke, Beerensträucher und Obstbäume.
Allerdings muss eine unangenehme Geruchsentwicklung in Kauf genommen werden. Ein Darüberstreuen von Steinmehl und eine Abdeckung bringen zwar etwas Abhilfe, ganz vermeiden lässt sich der besondere „Duft“ aber nicht.
Ist die Gärung abgeschlossen, nimmt auch der Gestank etwas ab.

Zur Zubereitung werden Brennnesseln, eventuell auch mit weiteren Pflanzen wie Beinwell, Ackerschachtelhalm, Löwenzahn und Rainfarn, mit Wasser übergossen und mindestens 10 Tage gären gelassen. Die Zubereitung wird an einen warmen Ort gestellt und täglich umgerührt. Die Brennnesseln beginnen zu gären und geben ihre wertvollen Inhaltsstoffe an das Wasser ab.

Die entstandene Brühe wird abgeseiht und kann als natürlicher Flüssigdünger eingesetzt werden. Vor Anwendung unbedingt verdünnen!

Ich hoffe, du hast einiges Interessantes über dieses besondere (Un-)Kraut erfahren. Falls du die Brennnessel für das Wohl deiner Tiere oder deiner Gartenpflanzen verwenden möchtest wünsche ich dir ein gutes Gelingen und viel Erfolg!

Quellenangaben und Literatur-Tipps:

Danke an Krzysztof Niewolny für das wunderbare Foto des Tagpfauenauges! https://unsplash.com/@epan5

„Brennnesseln. Ein Portrait von Ludwig Fischer“, Verlag MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH; Naturkunden No32, herausgegeben von Judith Schalansky bei Matthes & Seitz Berlin, Erste Auflage 2017

„Wiesen- und Alpenpflanzen. Erkennen an den Blättern. Freuen an den Blüten“ von Walter Dietl und Manuel Jorquer; 6. Auflage 2015 – revidiert und ergänzt; ©2007 Österreichischer Agrarverlag, 1141 Wien

Abschlussarbeit des Lehrgangs 2016-2017 für zertifizierte Kräuterpädagogen am LFI Hohenems „Urtica – Dieses Brennen tut gut – dem Wohlbefinden, der Gesundheit und der Schönheit“ von Anneliese Brunner, Pia Ulmann und Eva Hirschmann